Was ist eine Gesamtschule?

Was ist eine IGS?

Das Kürzel IGS steht für ›Integrierte Gesamtschule‹. In einer IGS werden Kinder nicht im Alter von 10 Jahren sortiert, sondern wie in der Grundschule gemeinsam unterrichtet. Frühestens ab Jahrgang 7 können die Schülerinnen und Schüler in einzelnen Fächern in nach Anforderungen differenzierenden Kursen lernen. Ab Jahrgang 7 kann die Differenzierung in den Fächern Mathematik und Englisch, ab Jahrgang 8 im Fach Deutsch und ab Jahrgang 9 in Naturwissenschaften stattfinden. Es gibt aber auch Integrierte Gesamtschulen, die ohne solche Kurse auskommen und alle Schülerinnen und Schüler bis zum Ende des 10. Jahrgangs in allen Fächern in gemeinsamen Kursen unterrichten. Statt Zensurenzeugnissen erhalten Kinder in Integrierten Gesamtschulen bis zur 8. Klasse ausführliche Lernstandsbeschreibungen.

In diesen differenzierten Lernentwicklungsberichten (LEB) wird den Eltern mitgeteilt, welche Anforderungen ihr Kind erfüllt hat und welche Kompetenzen ihr Kind erworben hat. Auch für das Arbeits- und Sozialverhalten erhalten die Eltern eine ausführliche Beschreibung. Die Beurteilung der Leistungen des Kindes wird damit wesentlich transparenter, weil die Leistungen nicht nur in einer Zensur pro Fach zusammengefasst werden. In der Regel gehört zum LEB auch ein Brief der Klassenlehrkräfte an das Kind, in dem die wesentlichen Leistungen und Verhaltensweisen des Kindes beschrieben werden. Das Kind antwortet in einem eigenen Brief an die Klassenlehrkräfte mit einer Selbsteinschätzung und benennt dabei auch Ziele für das nachfolgende Halbjahr.

Welche Abschlüsse bietet eine IGS?

An einer IGS können grundsätzlich alle Abschlüsse des Schulsystems erreicht werden: Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder Sek-I-Abschlüsse nach Klasse 10: Realschulabschluss, Hauptschulabschluss, erweiterter Sek-I-Abschluss (berechtigt zum Besuch der Gymnasialen Oberstufe) und, wenn die IGS eine Gymnasiale Oberstufe hat, das Abitur.

Welche Lehrkräfte unterrichten an einer IGS?

An der IGS unterrichten Hauptschul-, Realschul – und Gymnasiallehrkräfte, ggf. auch Förderschullehrkräfte.

Ist eine IGS immer eine Ganztagsschule?

Nahezu alle bestehenden Integrierten Gesamtschulen in Niedersachsen sind Ganztagsschulen. Das gehört zum pädagogischen Konzept und schafft die Voraussetzungen, Zeiten für individuelles Lernen in den Tagesplan einzubauen, um den unterschiedlichen Neigungen, Interessen und Begabungen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.

Was geschieht, wenn sich an einer IGS mehr Schüler anmelden, als Plätze vorhanden sind?

An den meisten IGSn in Niedersachsen übersteigen zurzeit die Anmeldezahlen die vorhandenen Kapazitäten. Niedersachsenweit gibt es ca. doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze. Für diesen Fall schreibt der Gesetzgeber ein Losverfahren zur Auswahl der Schülerinnen und Schüler vor. Um einen repräsentativen Querschnitt der Schülerschaft mit angemessenen Anteilen leistungsstärkerer wie leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler zu erhalten, kann dabei die Notensumme aus den Hauptfächern berücksichtigt werden: Wenn von den Grundschulen des Einzugsgebietes z.B. insgesamt 40 % aller Schülerinnen und Schüler als eher leistungsstark einzuschätzen sind, so werden bis zu 40 % aller Plätze an Leistungsstärkere vergeben. Gleiches gilt für die anderen Leistungsbereiche.

Hat die IGS eine eigene gymnasiale Oberstufe?

Die meisten Integrieten Gesamtschulen in Niedersachsen haben eine eigene gymnasiale Oberstufe und führen damit bis zum Abitur. Die IGS Bramsche bereitet die Schülerinnen und Schüler auf den Übergang in eine gymnasiale Oberstufe vor. Eine sehr gut agierende Elterninitiative sowie der Schulelternrat der IGS Bramsche versuchen die Entscheidungsträger in der Politik davon zu überzeugen, dass die Gründung einer Oberstufe an der IGS Bramsche vernünftig und notwendig ist. Im Herbst 2019 wurde der Antrag auf Gründung mit nur einer Stimme Mehrheit leider abgelehnt. Das knappe Ergebnis ist Ansporn für die Eltern, ihre Sachargumente weiter in Ruhe vorzutragen und sich für die Gründung einer Oberstufe an der IGS Bramsche einzusetzen.

Wie können Schülerinnen und Schüler der IGS das Abitur erreichen?

Indem sie an der IGS am Ende des 10. Jahrgangs den erweiterten Sek-I-Abschluss erwerben und dann eine gymnasiale Oberstufe besuchen – zum Beispiel an der IGS, am Gymnasium oder einem Fachgymnasium.

Ist die Gesamtschule die bessere Schule?

Jede Antwort auf diese Frage ist natürlich subjektiv und kann nicht neutral gegeben werden. Sinnvoller fällt eine Antwort aus, wenn man die Frage anders stellt: »Ist die Gesamtschule die begabungsgerechtere Schule?« Diese Frage lässt sich zum Beispiel mit den Ergebnissen des Deutschen Schulpreises beantworten, für dessen Vergabe die individuelle Förderung ein wesentliches Qualitätskriterium ist. Regelmäßig sind es gerade die Gesamtschulen, die zu den Preisträgern zählen. Grund-, Förder-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien und Berufsbildende Schulen bewerben sich um diese Auszeichnung. Vier der bisherigen neun Hauptpreisträger sind integrierte Gesamtschulen. Ähnliche Ergebnisse zeigt die PISA-Studie. Denn die Länder, die bei PISA am besten abschneiden, haben Systeme des gemeinsamen Lernens.

Sind die starken Schülerinnen und Schüler an einer IGS nicht unterfordert?

Im Gegenteil! Wegen der unterschiedlichen Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ist der Unterricht an der IGS sehr »binnendifferenziert« ausgerichtet: Das heißt, die Schülerinnen und Schüler wählen aus verschiedenen Lernangeboten. Die Lehrkräfte sind also Lernberater für individuelles Lernen. Die Schülerinnen und Schüler bestimmen ihren Lernprozess bewusst mit. Dass dabei insbesondere die Starken auf ihre Kosten kommen und Spitzenleistungen erbringen können, ist in den bestehenden IGSn in Deutschland und anderen Ländern zu beobachten. Den PISA-Testsiegern wie Finnland gelingt es in ihren Gesamtschulen, die Schüler insgesamt auf ein relativ hohes Durchschnittsniveau zu bringen und gleichzeitig hohe Spitzenwerte zu erzielen.