Expertenforum

Auf dieser Seite möchte Ihnen die IGS Bramsche interessante und hilfreiche Artikel von Bildungsexperten nahebringen. So bekommen Sie einen Eindruck, wie sinnvoll und logisch die pädagogische Konzeption unserer Schule ist.

Sie überlegen, ob die IGS Bramsche die richtige pädagogische Ausrichtung für Ihr Kind hat? Hier werden Antworten gegeben!

Ranga Yogeshwar hält ein Plädoyer für eine Schule ohne Noten

 

Bildquelle: WDR Mediathek

In der Reihe „Quarks & Co“ zeigt Moderator Ranga Yogeshwar warum auf Schulnoten verzichtet werden kann. Er hält ein Plädoyer für eine individualisiert arbeitende Schule. In der Mediathek des WDR ist die Sendung abrufbar. Eine Schule ohne Noten ist auch immer eine Schule mit anderem Unterricht. Unterricht, der deutlich individualisierter ausgerichtet ist. Unterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler immer selbstständiger werden. Unterricht, der über die reine Wissensvermittlung hinaus geht. Mit der Gründung der integrierten Gesamtschule Bramsche ist für den nördlichen Landkreis Osnabrück die Chance genutzt worden, diese innovative Pädagogik im Sinne der Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Eine Schule der Zukunft muss andere Wege gehen, als sie im herkömmlichen Bildungssystem angeboten werden. Ranga Yogeshwar fasst dies so zusammen: „In was könnte man Zeit besser investieren, als in unsere Kinder. Wir müssen eines begreifen, dass die Schule der Zukunft eine andere sein muss, als die Schule, die wir selbst erlebt haben.“

Leidenschaft ist ein besserer Lehrer als Druck

Zum Autor: Gerald Hüther ist Neurobiologe und Lernforscher an der Akademie für Potentialentfaltung in Göttingen, Wien und Zürich. Er berichtet über Leistungsdruck in der Schule und dessen Folgen. Er plädiert für mehr Begeisterung und selbstständiges Lernen:

„Die Bildungsanstrengungen in unserem Land müssen nicht noch effizienter, sondern völlig neu justiert werden: hin zu selbstständigem und interessengeleitetem Lernen. Denn wer in Zeiten rasanten Wandels Schritt halten will, muss eigenständig denken.

Mehr Druck bringt mehr Leistung: Das ist eine Erkenntnis, die für Dampfmaschinen gilt, aber nicht für so ein komplexes Organ wie unser Gehirn. Obwohl heute jeder weiß, dass es nicht so funktioniert, wird diese alte Dampfmaschinenweisheit immer wieder lauthals verkündet, wenn wieder einmal eine Lernstandüberprüfung „besorgniserregend“ ausgefallen ist.
Es gab Zeiten, da bekamen die Schüler gleich „eins mit dem Stöckchen“ übergebraten, wenn sie das Einmaleins nicht wie eine Maschinengewehrsalve herunterrattern konnten. Auch Schreiben und Lesen haben sie so gelernt, sogar Geschichtszahlen und Flüssenamen und all das andere, was damals in den Lehrplänen stand.

Aber damals war es ja auch noch so, dass die Mehrzahl der Schüler später im Leben funktionieren sollten wie die Zahnräder in einem Getriebe. Selber Denken, Fragen stellen, eigene Ideen entwickeln, die Arbeitsabläufe mitgestalten: Das war unter diesen Bedingungen weder hilfreich noch erwünscht.“ weiterlesen

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung

Schulreform in Finnland: Wenn Lernen zum Phänomen wird

Finnland ist eines der Länder, deren Bildungssystem in Bildungsstudien regelmäßig hervorragend abschneidet. Carsten Schmiester vom ARD-Studio Stockholm berichtet über neuste Reformansätze. Auch in der IGS Bramsche wird das Lernen an Pänomenen in integrativen Fächern, Projekten und durch die Koordination aller Fachcurricula im Jahresarbeitsplan praktiziert.

„Finnland schafft die Unterrichtsfächer ab“ – lautete eine Schlagzeile. Ganz so sei es nicht, betont die Regierung. Doch sie hat eine ambitionierte Schulreform gestartet – den „Phänomen-Unterricht“.

[…] Welches Wissen wird für die Zukunft benötigt? […]
Der fächerübergreifende Unterricht wird deutlich erweitert und mehr auf eine projektorientierte Basis gestellt. Eija Kauppinen von der nationalen Schulentwicklungsbehörde sagt, warum: „Die Welt um uns verändert sich und ich denke, dass diese Veränderungen auch das Leben und das Lernumfeld der Schüler betreffen. Wir müssen also darüber nachdenken, welches Wissen und welche Fähigkeiten sie in Zukunft benötigen.“

Phänomene, nicht nur Einzelaspekte
Da zeichnet sich ein Grundkonsens in Finnland ab: Auch wenn niemand über die völlige Abschaffung traditioneller Fächer redet, in einer zunehmend komplexen Welt geht es mehr und mehr darum, Zusammenhänge zu erkennen, Phänomene eben, und nicht nur deren isolierte Einzelaspekte. Beispiele? Themen wie „Europäische Union“, „Klimawandel“ oder auch – ganz aktuell – „100 Jahre finnische Unabhängigkeit“ werden nach dem „PBL“-Modell künftig interdisziplinär unterrichtet – also in Projekten, die Fächer wie Geschichte, Kunst, Mathematik, Chemie, Physik oder auch Wirtschaft zusammenführen.

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Quelle: www.tagesschau.de

Integrieren statt sortieren!

 

Die Aussage „integrieren statt sortieren“ hat seit der Umsetzung der Inklusion an den Schulen in Niedersachsen eine neue Bedeutsamkeit erfahren. Gleichzeitig kennzeichnet sie seit Gründung der ersten Integrierten Gesamtschulen vor mehr als 40 Jahren ein Postulat dieser Schulform, dem sich auch die IGS Bramsche mit dem Motto „Vielfalt verbindet – gemeinsam erfolgreich“ verschrieben hat. Dieses Motto impliziert ein Ziel und wirft die Frage auf, wie das erreicht werden kann. Unter anderem dadurch, dass den Schülerinnen und Schülern Wege aufgezeigt werden, die erfolgreiches Lernen ermöglichen.

 

Bereits im November 1997 forderte der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog in einer Rede über die Zukunft unseres Bildungssystems, die mit dem Titel „Sprengt die Fesseln!“ in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht wurde, beeindruckend „Tabus zu knacken … und falsche Mythen zu beseitigen“.

 

Eines dieser Mythen ist, dass Noten eine objektive und allgemeingültige Leistungsbeurteilung seien. Dabei wurde durch mehrere Studien bewiesen, dass „unterschiedliche Lehrkräfte dieselbe Leistung nicht zwingend mit derselben Note bewerten und Noten oft Glücksache sind, je nachdem, wie leistungsstark die Mitschülerinnen und Mitschüler sind. Durchschnittlich Begabte haben eine größere Chance auf gute Noten, wenn ihre Mitschüler leistungsschwach sind. Für die Notengebung ist die jeweilige Lerngruppe die Bezugsgröße. Noten bilden somit nicht den objektiven Leistungsstand ab, sondern die Rangfolge innerhalb einer Klasse.

 

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Noten als Ausdruck von Leistungen. Es geht nicht darum, Noten zu verteufeln, denn in unserem Bildungssystem sind Noten bedeutsam, weil damit Berechtigungen erworben werden. Sie bescheinigen erworbene Schulabschlüsse, und damit verbunden berechtigen sie zu weiteren Ausbildungsmöglichkeiten. Dies ist eine, aber nicht die alleinige Funktion der Leistungsbeurteilung. Wozu sollen Leistungsbeurteilungen also dann noch dienen? In erster Linie muss die Erkenntnis über den Leistungsstand aufzeigen, was gelungen ist und was noch verbessert werden muss und gleichzeitig aufzeigen, wie etwas besser gemacht werden kann, sodass sich eine positive Entwicklung anbahnt. Es geht also darum, Informationen für die Planung des Unterrichts und für die Steuerung von Lernprozessen zu gewinnen. Dazu gehören Kenntnisse über das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler und darüber, welche Ziele bereits erreicht wurden und welche nicht. Um eigene Lernprozesse steuern zu können, sind die Ermittlung von angewandten Lernstrategien und eine Vermittlung der Qualitätskriterien sinnvoll, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit selbst beurteilen können. Darüber hinaus dokumentieren Lernentwicklungberichte, was die Schülerinnen und Schüler gelernt haben und über welche Kompetenzen sie verfügen und ermöglichen eine Perspektive auf die nächsten Schritte und Maßnahmen der Förderung. Wenn es also darum geht, Leistungen zu beurteilen, gibt es aussagekräftigere Verfahren, eine Rückmeldung über erbrachte Leistungen und den Leistungsstand zu geben. Die Abschaffung von Noten bedeutet also nicht weniger Leistungsbeurteilung, sondern mehr und vor allem bessere. Wer ausschließlich aufgrund von einer Rückmeldung mittels Noten eine Anstrengung erwartet, lässt die Schülerinnen und Schüler und ihre Erziehungsberechtigten alleine, denn das Einfordern allein zeigt keinem, was zu tun ist, um mögliche Lücken zu schließen und zu erfolgreichen Leistungen zu gelangen. Dazu bedarf es Unterstützung und Gelegenheit, die eine Verbesserung ermöglichen und weshalb sich Anstrengung lohnt. Denn schon Herzog verwies darauf: „Es gibt keine Bildung ohne Anstrengung.“ Diese Leistungsbereitschaft zu fördern, ist eine Kernaufgabe, der sich Schule stellen muss. Noten tragen nicht zwingend dazu bei, im Gegenteil, sie können eine positive Entwicklung auch verhindern.

 

Ein Artikel von Karin große Holthaus – Didaktische Leiterin der IGS Bramsche